© Susanne Moosmann

Wir schmieren Hoffnung aufs Brot

Stärkung an der U-Bahnstation Hoheluftbrücke 2022

Fünf Brote und zwei Tische. Dazu ein Kaffee und die Frage, was gerade fehlt und was heute unbedingt auf das Brot zum Leben geschmiert werden soll. Das ist die Pop Up Church an einem Novembermorgen am U-Bahnhof Hoheluftbrücke in Hamburg. Bei Broten mit Hoffnungs-Kresse und Geborgenheits-Honig werden die Gespräche schnell intensiv. Und so viele Szenen gehen unter die Haut.

"Kann ich das auch haben, diesen Segen?"

© Susanne Moosmann

Einer will nicht nur Frieden aufs Brot, er will auch um Frieden beten, gleich jetzt. Für Freunde und Feinde. Also beten und auch einen Segen mitgeben. Die Frau am Nebentisch fragt: „Kann ich sowas vielleicht auch haben, diesen Segen?“

Segen, Leidenschaft und Liebe haben wir auf der Angebotskarte. Einer hätte noch gern Gesundheit angekreuzt dazu. Denn er wartet auf seine Diagnose und ahnt nichts Gutes. Krankheit, Abschied, Ungewissheit – viele Menschen sind fast überrascht von sich selbst, dass sie so offen zu reden beginnen. Völlig ungeplant, auf der Straße. Weil da gerade eine ist, die fragt, wie es geht. Und der Pastorinnen-Talar signalisiert: jetzt stehe ich dir ganz zur Verfügung als Seelsorgerin. Das funktioniert!

„Steh auf und iss, du hast noch einen weiten Weg vor dir.“ (1.Könige 19,7)

© Diana S. Freyer

Ein hochbetagter Mann erzählt, soviel Leid in der Welt könne er kaum mehr ertragen. Und beißt von seinem Hoffnungs-Brot ab. „Früher konnte ich das, jetzt halte ich das nicht mehr aus.“ Die Tasse Kaffee hilft, sich festzuhalten. Zu schweigen auch und noch ein bisschen zu bleiben.

Andere brauchen gerade nichts, nicht Brot, nicht Kaffee. Aber sie bleiben dann doch, für dieses eine Gespräch. Auf vielen Gesichtern leises Bedauern. „Schade, ich muss weiter. Aber wie toll, dass ihr das macht, dass ihr als Kirche auf die Straße geht.“

Manche wollen erstmal sortieren, was hier gerade passiert. „Ihr seid evangelische Kirche, aha. Aber wo sind eigentliche die Katholischen?“ „Da vorne, beim Espresso machen“, können wir dann sagen. Denn das knallrote Café-mobil aus der katholischen Gemeinde St. Agnes Tonndorf ist nicht wegzudenken für diese Aktion. Pop Up Church goes Ökumene.

© Susanne Moosmann

Schülerinnen und Schüler kommen dazu. „Was uns stark macht? – Na, dass wir ein gutes Leben haben werden.“ Und einer ruft: „Ey, den kenn ich. Der hat mich konfirmiert!“ Der Pastor hat nun einige Brote zu schmieren.  

Diese Pop Up Church hat sich wieder unbedingt gelohnt. Raus aus der Komfortzone. Einfach da sein, das Beste erwarten und teilen, was wir haben. Von Hoffnung und von Nöten hören, mit kleiner Geste handeln und Zuversicht mit auf den Weg geben. So wie in der Bibel der erschöpfte Prophet Elia darin bestärkt wird, nicht aufzugeben: "Steh auf und iss, du hast noch einen weiten Weg vor dir!" (1. Könige 19,7)

Manche waren satt und sind mit Segen weitergegangen. Für andere durften es zwei Scheiben Brot sein, mit ganz dick Butter drauf.

Hier gibt es einen Bericht zur Aktion, den Sat.1 gdreht hat.

© Diana S. Freyer