Ich hab dich nicht angerufen. Ich war nicht bei dir, als du mich gebraucht hättest. Das schöne Geschirr, das du so liebst, ist kaputtgegangen und ich glaube, das war ich.
Verzeih mir! Worte, die uns nicht leicht über die Lippen gehen. Was wir angerichtet haben, ist uns unangenehm. Ein toxisches Gemisch aus Reue, Schuld und Scham. Manchmal, im gedimmten Licht des Abends, steigt es aus dem Dunkel empor. So, als hätten wir uns selbst in flagranti erwischt. Da sind Worte, die wir nicht zurücknehmen können und Worte, die wir dringend hätten sagen sollen. Ich bin enttäuscht von mir selbst – diese Erkenntnis mittendrin macht dieses Gefühl so scharfkantig wie Scherben.
Anlässlich des Buß- und Bettags haben wir diese Scherben in die Hand genommen und die Last ans Licht gebracht. Wir haben Namen aufgeschrieben, zu denen wir es gerne sagen würden: "Verzeih mir!" Für eine in Libyen zurückgelassene Mutter; für eine frühere Version meiner Selbst; für meine Eltern, die ich nicht oft genug besucht habe, obwohl es ich es damals nicht anders konnte. Für Gott – denn er weiß, was ich alles in meinem Leben verbockt habe.
Alles war da: Kopfschütteln; Tuscheln; scheue Blicke; ein Betrunkener, der sich das Handy vom Ohr riss, um einen Namen aufzuschreiben; ein junges Paar aus Russland, das ein Video von der Aktion mit nach Hause nehmen wollte;
Menschen, denen auch nach längerem Nachdenken niemand einfiel, den sie um Verzeihung bitten müssten; ein junger Mann, der gestand, dass es bei den eigenen Kindern immer am schwersten sei.